Eine kluge Frau sagte mal zu mir:
»Man soll nicht auf die Eltern herabsehen und glauben, man wisse es wirklich besser. Das ist Hochmut. Egal, welche Fehler sie machen, ob sie Alkoholiker sind oder welche Schwächen sie auch haben.«
Das klingt sehr buddhistisch. Ohne das Wissen über das Unterbewusstsein sind diese Sätze für manches Ohr vielleicht eine einzige Provokation. Mit dem Wissen kann man jedoch feststellen: Jedes (!) Handeln ist eine Folge von etwas Vorangegangenem. Wir haben nicht die gleichen Voraussetzungen wie unsere Eltern – wahrscheinlich weder die äußeren (Bildung, finanzielle Situation, Krieg oder Frieden…) noch die inneren: Prägung, Prägung und Prägung.
Es geht auch nicht darum, dass wir gutheißen, wie unsere Eltern sind. Aber wir dürfen nicht denken, dass wir unter denselben Voraussetzungen anders oder besser gehandelt hätten. Denn die Wahrheit ist: Wir wissen es nicht.
Erst wenn sich die Lebenssituation ändert und man z.B. selbst zu Eltern wird, bekommt man manchmal eine Ahnung, warum die Dinge damals so kommen mussten.