Familiendynamik

Eine von mir sehr geschätzte Kinesiologin hat mir ihr Verständnis von Familiendynamik erklärt.

»Ich stelle mir vor, ich stehe im Raum und schaue nach vorne auf den eigenen Weg. Schräg hinter mir stehen links die Mutter und rechts der Vater. Neben mir stehen links die älteren und rechts die jüngeren Geschwister auf gleicher Höhe wie ich selbst. Ich wende mich keiner der anderen Person zu, sondern gehe meinen Weg. Wenn ich stolpere, sind meine Eltern dafür da, mich aufzurichten. Umgekehrt nicht.«

Was will mir das sagen? Soll das heißen, man soll seinen Angehörigen nicht helfen? Soll dies das Idealbild für eine funktionierende Familiendynamik sein? Wann kann man überhaupt davon sprechen, dass eine Familiendynamik funktioniert?

Ich habe das Ganze auf mich wirken lassen und komme zu folgendem Schluss:
Eine funktionierende Familiendynamik wird erreicht, wenn jeder für sich selbst die Verantwortung trägt und keiner vom anderen mehr Energie raubt, als er zurückgibt.

Damit sich jeder in seiner Rolle wohlfühlt und die ihr innewohnenden unbewussten Bedürfnisse befriedigt werden, hilft es sicherlich, dieses Bild als Leitfaden zu sehen. Das bedeutet nicht, dass ich den anderen nicht helfe, aber es ist nicht meine primäre Aufgabe. Meine primäre Aufgabe ist, für mich selbst Sorge zu tragen und meine eigenen Probleme zu lösen. Ich kann die anderen unterstützen und inspirieren, aber tun müssen sie es selbst. Auch damit sie erfahren, dass sie selbst die Fähigkeit dazu haben und dementsprechend Vertrauen in sich entwickeln.

Nun ist es manchmal unmöglich, dem Ideal sehr nahe zu kommen, weil es dafür zu spät ist. Aber es lohnt in jedem Fall, sich bewusst zu machen, dass es eigentlich anders besser wäre. Und vielleicht findet sich in manchen Konstellationen eine andere Person, die die Aufgabe übernehmen kann, die nicht meine ist, und zwar tatsächlich zum Besten der umsorgten Person. Das mag im ersten Moment unrealistisch klingen, aber möglicherweise ist es nur die Macht der Gewohnheit (oder die unbewusste Überzeugung), die mich davon abhält.

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