Von Geistheilung und Seelenschreiben

Die wundersame Genesung nach einem tragischen Unfall hat den Dokumentarfilmregisseur Clemens Kuby dazu gebracht, sich viele Jahre mit geistiger Heilung auseinanderzusetzen und dies in dem Film »Unterwegs in die nächste Dimension« festzuhalten. Kuby besucht mit stets hinterfragender Haltung Heiler und Schamanen auf der ganzen Welt und fasst nach intensiver Beobachtung, Selbsterfahrung und Recherche auf schlüssige Art seine Erkenntnisse zusammen. Er kommt zu dem Schluss, dass alle beobachteten Heilweisen letztlich darauf abzielen, die Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Die Wahl der Mittel ist dabei nicht so entscheidend, solange die Teilnehmer sich von dem Ritual angesprochen fühlen.

Damit ein Ritual aber tatsächlich eine Heilwirkung zeigt, muss sich die leidende Person im Laufe des Prozesses ihrer Eigenverantwortung bewusst werden und beginnen, ihr Leben in den krankheitsauslösenden Aspekten zu verändern. So bleibt eine schamanische Sitzung – passiv konsumiert wie ein Samstagabend-Spielfilm – mit guter Wahrscheinlichkeit mehr oder minder wirkungslos, wenn dem Adressat nach wie vor verborgen bleibt, dass er sich seine Realität selbst erschafft. Wie der Schamane seinen Patienten dahin führt, dieses Bewusstsein zu erlangen, und Motivation zum Handeln auslöst, ist wesentlicher Teil seiner Heilkunst.

Im Zentrum des Heilprozesses steht auch nach Kubys Erfahrung die Auseinandersetzung mit der Ursache des Leidens – der selbst erlebten oder übernommenen Erfahrung, die sich irgendwann in einem Symptom manifestiert hat. Kubys dazu entwickelte Selbstheilungsmethode, das »Seelenschreiben«, hat gewisse Berührungspunkte mit Connecting Link. Dabei versetzt man sich in einen meditativen Bewusstseinszustand und sucht mit Hilfe der inneren Stimme und erinnerten oder imaginierten Bildern nach der dazugehörigen prägenden Ersterfahrung. Hat man sie gefunden, schreibt man alle Details dazu haarklein nieder. Im nächsten Schritt führt man die Handlung fiktiv zu einer Wendung, die das Erlebte verkraftbar macht. Auch wenn diese gute Wendung in der Vergangenheit nicht tatsächlich stattgefunden hat, ist der Effekt des Erfundenen stark genug, sofern man sich alles lebhaft verinnerlicht. Man schreibt die Geschichte aktiv ins eigene Gedächtnis und nimmt ihr die Brisanz.

»Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit.«

Erich Kästner

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