Murmeltier

Letztens habe ich das Thema »Morgendliches Aufstehen« bei mir selbst beleuchtet. Zeit meines Lebens war ich eine Langschläferin. In der Grundschule musste mir meine Mutter Babybrei in den schlaftrunkenen Mund schaufeln, um mich wachzubekommen. Auch heute ist es leider nicht davon abhängig, wann ich ins Bett gehe und wie viele Stunden Schlaf ich hatte, sondern davon, um wieviel Uhr ich aufzustehen versuche. Klingelt der Wecker lange vor meiner Wunsch-Uhrzeit (was im Filmleben eigentlich jeden Tag der Fall war), dann brauche ich mindestens 30 Minuten, um überhaupt nur das Bett zu verlassen, und bin so zerstört, dass ich am liebsten in Tränen ausbrechen würde. Das Ganze relativiert sich etwas, wenn ich unter der Dusche war, aber auch dann würde ich mich nicht als gut gelaunt bezeichnen.

Im Coachingprozess fand ich heraus, dass es tatsächlich nicht so sehr um die Anzahl der Schlafstunden geht, aber auch nicht um die Uhrzeit und genau so wenig darum, irgendwo hingehen zu müssen (damals zur Schule, heute im Zweifelsfall zur Arbeit), sondern darum, nicht das Bett und das Haus verlassen zu wollen – das sind zwei unterschiedliche Aspekte, auch wenn sie auf den ersten Blick auf Dasselbe hinauszulaufen scheinen. (Für das Aufdecken von Verhaltensmustern kann der Unterschied jedoch wesentlich sein.)
Desweiteren stellte ich fest, dass ich dieses Gefühl von meiner Mutter geerbt habe, die es wiederum von ihrer Mutter hat, die es wiederum von ihrer Mutter hatte. Bei meiner Urgroßmutter war das Gefühl allerdings so mächtig, dass es sich ausdrückte als »Lieber möchte ich tot sein als aufzustehen.« Das ist nicht scherzhaft gemeint, sondern wörtlich. Irgendetwas in ihrem Leben muss so belastend gewesen sein, dass es sich in totaler Erschöpfung, Überforderung, Depression und Resignation ausdrückte. Da ich über meine Urgroßmutter nichts weiß, kenne ich die möglichen Gründe nicht, die sie in diese Situation gebracht haben. Beim Selbstcoachen fällt es mir auch schwerer, auf Bilder zuzugreifen und konkrete Erinnerungen zu reaktivieren. Ich durfte dennoch die Generationsverknüpfungen mit dem wenigen Wissen, das ich hatte, auflösen.

Tatsache ist, dass ich seit diesem Selbstcoaching vor dem Wecker aufgewacht bin, sofern ich früh genug ins Bett gegangen bin. Falls die Nacht zu kurz war, brauche ich zwar nach wie vor den Wecker, aber ich bin gefühlsmäßig nicht mehr so zerstört. Wenn ich das Bett verlasse, stehe ich nicht mehr neben mir und spüre auch nicht mehr das Gefühl von Überforderung. Ich kann frühmorgens mit klarem Kopf am Tisch sitzen und meiner Familie einen Morgengruß schreiben, bevor ich aus dem Haus gehe – das ist eine neue Lebensqualität.

Laut der Familientherapeutin Angela Frauenkrohn-Hoffmann zeigen sich besonders oft Verbindungen zu den ungelösten Themen unserer Urgroßeltern.

Wer von Inkarnation ausgeht, könnte sich natürlich fragen, ob dies daran liegt, dass wir nur ihr emotionales Erbe übernehmen – oder ob wir sie sind.

Laut der Familientherapeutin Angela Frauenkrohn-Hoffmann zeigen sich besonders oft Verbindungen zu den ungelösten Themen unserer Urgroßeltern.

Wer von Inkarnation ausgeht, könnte sich natürlich fragen, ob dies daran liegt, dass wir nur ihr emotionales Erbe übernehmen – oder ob wir sie sind.

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