Schmerzen ohne erkennbare Ursache

Bei einem Coaching während der Ausbildung, bei dem ich selbst als Klientin teilnahm, wurde ich zurückgeführt zu einem Unfall im Alter von 14 Jahren, bei dem mein Sprunggelenk zertrümmert wurde und ich insgesamt 6 Narkosen und 8 Wochen Krankenhaus miterleben durfte. Trotz dieser Umstände hatte ich währenddessen eine prima Zeit, die Erfahrung hatte mehr gute als schlechte Aspekte, und mein Sprunggelenk hat mir später keine Schmerzen oder wesentlichen Einschränkungen bereitet.

Nun tat es aber neuerdings (seit anderthalb Jahren) sporadisch weh, und der Schmerz konnte bemerkenswerterweise innerhalb von Minuten hin und her schwanken, wie ich auf einer zweistündigen Wanderung feststellte – im einen Moment konnte ich kaum auftreten, im nächsten war der Schmerz plötzlich verschwunden.

In diesem Coaching, in das ich mit einer ganz anderen Thematik hineingegangen war, stellte sich dann heraus, dass sich zum einen noch eine Rest-Wut gegenüber dem am Unfall beteiligten Autofahrer in mir abgespeichert fand. Aber das Bedeutendere war, dass ich meine Mutter, die damals in Wirklichkeit gar nicht zugegen war, in meiner Imagination mit in die erinnerte Situation geholt habe.

Der springende Punkt waren nämlich eigentlich bestimmte Gedanken meiner Mutter von damals, die sie mir rückblickend erstmals mitteilte, als wir irgendwann nach der Geburt meines Sohnes noch einmal über den Unfall sprachen. Da ich in diesem Gespräch die Perspektive gewechselt hatte, weil ich mittlerweile selbst Mutter war, berührten mich ihre Gedanken und lösten in mir einen nachträglichen Schock über meine eigene Unfallsituation aus.

Nach dem Lösen des Traumas sah ich in meinem inneren Bild meine Mutter in der Gestalt der damaligen 46jährigen und mein heutiges Ich als 39jährige. Ich habe sie umarmt und ihr Trost und Beistand gespendet. Außerdem habe ich das übernommene Gefühl der Sorge und den Gedanken »Was hätte alles passieren können!« ausgetauscht durch den Gedanken »Aber ich lebe ja noch. Es ist gut ausgegangen.«

Zum einen mache ich mir seit dieser Coachingsitzung weniger irrationale Sorgen, dass meinem Kind etwas zustoßen könnte. Zum anderen hat mein Knöchel seitdem nicht mehr geschmerzt – nur genau in dem Moment, als ich meinem Partner am Tag darauf vom Verlauf dieser Sitzung erzählte.
Rückblickend vermute ich also, dass das Schwanken der Schmerzen davon abhängig war, welchen Gedanken ich gerade nachhing und ob diese mit meinem Sohn zusammenhingen oder nicht.

Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich im Prozess manchmal unvorhersehbare Nebeneffekte einstellen, wenn das Nervensystem bereit ist, eine bestimmte Erfahrung aufzuzeigen. Genau so kann es aber sein, dass die Zeit für etwas, was man dringend bearbeiten möchte, noch nicht gekommen ist.

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