Wer sich auf Streptokokkinum einlässt, begibt sich möglicherweise auf eine lebenslange Reise mit dieser verblüffenden Arznei. Denn das Mittel kann uns bei so ziemlich allen Herausforderungen, die mit dem irdischen Leben einhergehen, unterstützen.
Das ist eine ungewohnt pauschale Aussage für alle, die sich mit Homöopathie auskennen. Genauer gesagt: Es klingt wie das Gegenteil von Homöopathie. Derjenige, der sich seit 2015 intensiv mit der Arznei auseinandergesetzt und diese der homöopathischen Gemeinschaft vorgestellt hat, ist der Freiburger Hausarzt und Homöopath Dr. Andreas Tilch. Seine Vermutung ist, dass Streptokokkinum mit dem Geburtsprozess resoniert und deshalb eine Arznei für alle Säugetiere ist, zu denen wir ja auch gehören. Ein Hauptmerkmal bei den Indikationen ist nämlich das Gefühl, steckengeblieben zu sein – im Leben wie im Geburtskanal. Aber es gibt noch viele weitere Hinweise, die zu diesem Mittel führen können. Auf körperlicher Ebene sind das klassischerweise Streptokokken-Infektionen oder Streptokokken-ähnliche Symptome wie Mandelentzündungen, Ohrenbeschwerden oder eitrige Abszesse.
Unser erstes Streptokokkinum-Aha-Erlebnis
Regulation der Gehörs
Noch bevor unsere Familie im Februar ’23 gemeinschaftlich das Streptokokkinum-Experiment begonnen hat, bekam mein 7jähriger Sohn seine erste Gabe aus akutem Anlass: Er hatte ein juckendes Ekzem. Neben allen einschlägigen Haut-Mitteln haben wir auch Streptokokkinum kinesiologisch getestet – und siehe da, es testete positiv und wurde verabreicht. Am nächsten Tag war der Juckreiz weg.
Eine Woche später erwachte mein Sohn jedoch morgens mit starken Halsschmerzen – und zwar den ersten seines Lebens. Auch diesmal schlug die Arznei an – innerhalb von 20 Minuten war der Spuk vorbei.
Zwei Tage später entwickelte er dann eine fieberhafte Bronchitis. Das wäre im Februar an sich nichts Ungewöhnliches, wenn das Fieber nicht zehn Tage lang durchgehend angehalten hätte – bei einem Kind, das normalerweise nach zwei Tagen fertig ist mit Fiebern und nach einer Woche mit Kranksein (ohne unterdrückende Medikamente).
Während dieser Zeit hatte er den einen Morgen plötzlich Ohrenschmerzen auf der einen Seite und drei Tage später auf der anderen – und wieder: die ersten Ohrenschmerzen seines Lebens. (Beide Male hat DMSO+Artemisia die Sache innerhalb von 30 Minuten beruhigt.)
Nach insgesamt 14 Tagen waren alle Beschwerden endlich abgeklungen, aber eine Schwerhörigkeit blieb zurück. Die verschwand, nachdem mein Sohn sich selbst den ursächlichen Schleim mit Hilfe eines Ohrballons abgesaugt hat. Und ab dem nächsten Tag – tadaa! – war sein Gehör um Lichtjahre besser als jemals zuvor in seinem Leben. Man merkte es daran, dass er plötzlich seine Hörspiele halb so laut hörte.
Dass dieser Krankheitsverlauf vom Streptokkinum beeinflusst wurde, lässt sich formal nicht nachweisen. Wenn man jedoch einige Jahre die Homöopathie anwendet und sein Kind sehr gut kennt, entwickelt man ein feines Gespür für den Körper und die Zusammenhänge. Auch wenn sich der Verlauf für Dich ganz gewöhnlich anhören mag, war er für diesen Menschen von Anfang bis Ende atypisch.
Der Leitsatz der Homöopathie ist »Similia similibus curentur« – Ähnliches wird mit Ähnlichem geheilt.
Während sich mein Sohn also tagelang auf ungekannte Art in absoluter Ruhe zurückzog, fühlte ich mich mehr und mehr an eine Raupe erinnert, die sich in aller Stille in ihrem Kokon komplett umbaut. Und so recherchierte ich nach Schmetterlingsarzneien und wurde fündig. Mit dem passenden Falter erlebten wir im März zwei Entwicklungsschritte, die mein Sohn in solch unmittelbarer Folge auf die Arzneigaben machte, dass ich auch hier jeden Zufall ausschließen kann.
Ein kluger Mensch sagte neulich zu mir:
»Dreimal Zufall ist keiner mehr.«
Ein Vergrößerungsglas auf den inneren Themen
Auch andere Familienmitglieder hat das Streptokokkinum auf den Weg gebracht. Da bei Erwachsenen die Themen viel komplexer sind, hat es dort einen anderen Lauf genommen.
Lange aufgestaute Gefühle haben sich unaufhaltsam ihren Weg auf die innere Theaterbühne gebahnt. Die Verknüpfungen zu eigenen prägenden Erlebnissen, aber auch kollektiven und sogar archetypischen Themen sind sichtbar geworden. Streptokokkinum hat uns in verwegene Situationen gebracht und schließlich durch traumartige Bilder auf das homöopathische Opium verwiesen. Mein heiliges Opium.
Opium dient als Mittel gegen Folgen von Schock oder Überforderung, wenn die Überlebensstrategie »Totstellen« ist. Üblicherweise werden schmerzhafte Gefühle abgespalten, so dass sie nicht mehr spürbar sind. Das kann in schwierigen Lebensphasen hilfreich sein, wenn man keine andere Möglichkeit hat, sich zu schützen. Aber es geht auf Kosten der Lebensfreude und Lebendigkeit. Wer Opium braucht, ist innerlich so versteinert, dass evtl nichts durchdringen kann und kaum eine andere Heilmethode nachhaltig Wirkung zeigt. Durch Opium – und initial Streptokokkinum – sind Themen in die Lösung gekommen, in denen wir jahrelang feststeckten. Trotz aller schmerzhafter Geburtswehen bin ich sehr dankbar dafür.
Ein Generalschlüssel für unser Lebensgebäude?
Mein Eindruck von Streptokokkinum ist, dass es die Tür zu einem Haus öffnet, das symbolisch für unsere Biografie steht. Durch die Arznei dürfen wir den ersten Raum betreten, schauen, welche Erfahrungen dort abgelegt sind, welche Symptome damit einhergehen und was sie zur Heilung benötigen.
Manchmal brauchen sie tatsächlich nur unsere Kenntnisnahme und Aufmerksamkeit, manchmal eine homöopathische Arznei, die schon damals hätte verabreicht werden sollen und manchmal auch schulmedizinische Versorgung oder etwas anderes Heilsames. Manchmal bedarf es auch, dass wir etwas Grundlegendes in unserem Leben verändern.
Wenn wir den ersten Raum ausgekehrt haben von allem vergangenen Staub und Dreck, und bereit sind für die nächste Lernaufgabe, dann können wir uns wieder von Streptokokkinum leiten lassen und den nächsten Raum aufschließen. Und die verschiedenen Potenzen – bisher C10 bis 46.660M – haben Einfluss, durch welche Etage wir uns bewegen. Da gibt es potenziell die körperliche, emotionale, mentale, spirituelle und kollektive Ebene aufzuräumen.
Harmonie und Verbundenheit
Wenn Aufgestautes hoch kommt, kann das zunächst mit Wutausbrüchen und Streit, aber auch heftigen körperlichen Erstreaktionen einhergehen. Daher sollte man einen Selbstversuch nur wagen, wenn man sich zuvor über das Buch oder einen Kurs mit der Materie vertraut gemacht hat.
Was man aber gewinnen kann, ist jede investierte Minute wert:
Harmonie und Verbundenheit in der Paarbeziehung oder im Familiensystem, die sich zuvor durch nichts, aber auch gar nichts herbeiführen ließ. Eine gelassenere Grundhaltung und verbesserte Resilienz. Und schließlich – nach dem Gesetz der Resonanz – unerwartete Chancen und Begegnungen, die Dich der Verwirklichung Deiner Projekte näherbringen.
Streptokokkinum & die 5 Biologischen Naturgesetze
Für die Streptokokkinum-Community auf Telegram habe ich im Februar folgenden Beitrag verfasst, für den ich Gedanken aus einem Interview mit Dr. Tilch aufgegriffen habe.
Nach dem gestrigen Webinar möchte ich eine Verbindung zur »Neuen Medizin« = den »5 Biologischen Naturgesetzen« herstellen. Da die z.T. starken körperlichen Reaktionen auf Streptokokkinum bei vielen von uns Fragen aufgeworfen haben, könnte ein Grundverständnis der 5BN helfen, das Ganze besser zu durchschauen und die Angst vor dem Unvorhersehbaren zu nehmen – zu antizipieren, wie der Streptokokkinum-Prozess bei einem selbst verlaufen könnte und wie lange eine eventuelle (nicht zwingende!) Phase des Feuers und der Asche dauern mag, bis Phönix wieder auferstehen wird. (Die Analogie stammt aus Tilchs Buch.)
Wie wir unsere Arznei-Reaktionen besser einordnen können
Andreas Tilch hat erläutert, dass Streptokokkinum z.B. bei chronischen und/oder schwerwiegenden Krankheiten ein neues Potenzial zur Heilung innewohnt, weil es – anders als die schulmedizinische Therapie – die »Ur-Sache« hervorholen und lösen kann. Wir haben hier in der Gruppe schon an einigen Erfahrungsberichten sehen können, wie Streptokokkinum z.B. Erinnerungen an Geschehnisse in der Kindheit hervorruft und den Zusammenhang mit den aktuellen Konflikten aufdeckt.
Die 5BN betrachten Krankheitssymptome nicht als zufällig und unvorhersehbar, sondern als Folgen von im Ursprung sinnvollen Anpassungsprogrammen unseres Körpers, die gewissen Gesetzmäßigkeiten folgen und immer einen direkten lokalen Bezug haben. (Lokal im Sinne von „Wo am Körper?“) Dabei wird unterschieden zwischen Symptomen, die 1. WÄHREND eines Konflikts oder 2. NACH einer Konfliktlösung eintreten. Vorgänge, die mit Schwellung, Entzündung und Eiter einhergehen, sind nach 5BN in der Regel Symptome der letzteren Sorte. D.h. die Konfliktlösung ist bereits eingetreten, und jetzt dürfen wir uns schonen und pflegen, um zu heilen – mit allen sinnvollen Hilfsmitteln, die das Ganze vielleicht abmildern oder verkürzen.
Das Potenzial von Streptokokkinum besteht u.a. darin, unsere Bedürfnisse wahr- und ernst zu nehmen, für uns selbst einzustehen und uns besser abzugrenzen – es beendet im Idealfall den Konflikt der Sprachlosigkeit, des Sich-nicht-wirkungsvoll-artikulieren-könnens und derlei Themen des Kehl-Chakras. Folgerichtig könnten also in Folge einer solchen Konflikt-/Traumalösung (die nach der Streptokokkinum-Gabe z.B. im Traum eintritt oder durch eine veränderte Haltung in einer Alltagssituation) »bio-logischerweise« Halsschmerzen auftreten. (Im Umkehrschluss kann man sich auch fragen: Wann in meinem Leben war ich in Folge von was empfänglich für eine Streptokokken-Infektion? Konnte/durfte ich mich zuvor nicht artikulieren?) Halsschmerzen sind nur ein Beispiel. Entsprechende spezifische Konfliktinhalte haben Blasen- oder Ohrentzündungen, Schnupfen, Husten, Migräne etc – eigentlich alles, was nicht auf Verletzung, Verstrahlung, Vergiftung oder Überbeanspruchung zurückgeht. Solche Konfliktinhalte können auch vererbt oder übertragen werden (z.B. von den Eltern aufs Kind oder vom Partner) oder noch anderer Herkunft sein.
Manche Erklärungsmodelle der 5BN sind noch Work in Progress. Und sie bilden nach meiner Erfahrung definitiv nur einen Teil des Ursachen-Spektrums ab. Dennoch ist dieser Teil es wert, zur Kenntnis genommen zu werden. Die Grundannahmen bilden eine Basis, auf der wir unsere individuellen Verläufe aufmerksam beobachten und unsere eigenen Schlüsse ziehen dürfen. Die 5BN laden uns genauso auf eine experimentelle Reise zu uns selbst ein wie das Streptokokkinum – und vielleicht verhelfen uns beide zusammen zu nochmal mehr Klarheit.
Alles Gute für Euren Weg und wie schön, dass wir ihn ein Stück zusammen gehen!
Eure Motty (aka Kobita Syed), Berlin am 22. Februar 2023